Bis heute ist es nicht möglich, das genaue Jahr der Errichtung des schiefen Turms oder die Gründe für seine Errichtung zu bestimmen. Es gibt Spekulationen, dass er ein Überbleibsel der ehemaligen Burg ist, oder dass ihm die Rolle des damaligen Stadttors zukommt. Eine andere Hypothese besagt, dass der Turm von Anfang an als Glockenturm diente – tatsächlich war dies vom 15. bis zum Zweiten Weltkrieg der Fall.
Im Jahr 1507 wurde der Turm mit der St. Anna-Kirche verbunden. Ursprünglich war sein Inneres nur über eine Leiter oder eine Außentreppe zu erreichen. Der Turm war mit der Kirche durch einen überdachten Vorbau verbunden, der Ende des 16. Jahrhunderts entfernt wurde, weil die Turmkonstruktion durch Kippen Risse bekommen hatte, die einzustürzen drohten. Bis heute ist nicht bekannt, warum der Turm schief steht. Es wird vermutet, dass tektonische Erschütterungen oder die Vernässung des Bodens die Ursache sein könnten.
Es gibt auch eine Legende, die mit dem schiefen Turm verbunden ist und die seine Schieflage erklärt. Im Jahr 1858, nach einem großen Brand in der Stadt, wurde angeblich ein Gutachten erstellt, das besagt, dass der Turm von Anfang an schief war, was angeblich durch eine Inschrift des Erbauers belegt wird, die auf Polnisch wie folgt lautet: “Mein Name ist Johannes Gleiß, ich habe diesen krummen Turm mit Fleiß gebaut”. Nachdem ein Brand einen Teil des Bauwerks vernichtet hatte und der Turm wieder aufgebaut werden musste, wurde die Inschrift leider zerstört.
Heute beträgt die Neigung des Schiefen Turms gegenüber der Senkrechten 2,14 m. Im Gegensatz dazu betrug sie 1977 noch 1,98 m. Nach dem Wiederaufbau beträgt die Höhe des Gebäudes 34 m. Heute dient dieses geheimnisvolle und höchst originelle Bauwerk als Aussichtspunkt.